Aktuelles
Vortragsreihe "Ärzte im Dialog"
Nächster Vortrag am Mittwoch, 04.06.2025, 19.00 Uhr: "Behandlung bei Hüft- und Kniegelenksarthrose", Dr. Matthias Hauger, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie.
Der Vortrag findet im Konferenzraum des Klinikums, Zeppelinstr. 21 in Tuttlingen, statt. Bitte melden Sie sich an.
Mit dem Netz, nicht mit der Angel
Dr. Sandra Unger, Leitende Oberärztin der Klinik für interdisziplinäre Schmerztherapie, hält einen viel beachteten Vortrag bei der SBH BKK in Trossingen.

„Schmerzen kann man lernen – wie ein Musikinstrument!“, weiß Dr. Sandra Unger. Um dieses „Schmerzgedächtnis auszuschalten, wenden die Leitende Oberärztin der Klinik für interdisziplinäre Schmerztherapie am Klinikum Landkreis Tuttlingen (KLT) und das Team um Chefarzt Dr. Frank Schuler eine Vielzahl von Methoden an, die sich für chronische Schmerzpatienten als sehr hilfreich erweisen können.
Dabei gehen die Mediziner sehr sensibel vor und entwickeln für jeden Patienten, entsprechend seinen Bedürfnissen, ein individuelles Behandlungskonzept, das auf verschiedenen Therapieansätzen basiert. Bei ihrem viel beachteten Vortrag im Zuge der Reihe „Ärzte im Dialog“ in Trossingen war Dr. Unger im Gesundheitscenter der BKK SBH in Trossingen zu Gast. Neben dem „Hausherrn“, Marketingleiter Julian Rieker, verfolgte ein hoch interessiertes Publikum ihre Ausführungen. Welche Qualität der Vortrag der erfahrenen Schmerztherapeutin hatte, macht allein die Tatsache deutlich, dass ihn drei Ärzte einer nahegelegenen Rehaklinik gekommen waren, um von Dr. Unger noch etwas zu lernen.
Die Leitende Oberärztin verstand es, das Prinzip einer sehr komplexen, ganzheitlichen Behandlungsansatzes, wie ihn die Klinik für interdisziplinäre Schmerztherapie praktiziert, an einem einfachen Beispiel zu erklären: Ein Heimwerker, der sich mit dem Hammer auf den Finger haut, streiche unweigerlich über die schmerzende Stelle. Damit aktiviere er seine Berührungsfasern, was dazu beitrage, den Schmerz zu lindern. Denn positive Empfindungen seien grundsätzlich geeignet, „das Tor zum Gehirn zu schließen, die der Schmerz öffnet“. Das sei wichtig, denn Schutzfaktoren wie eine positive Einstellung, genügend Bewegung, die richtige Ernährung und erfüllende soziale Kontakte reduzieren das Risiko, dass sich Schmerz chronifiziert.
Auf dieser Grundlage helfen Dr. Unger und ihre Kollegen Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, mit einem multimodalen Behandlungsansatz: Mehrere Wege führen hier zum Ziel. Am persönlichen Bedarf des Patienten ausgerichtet kombinieren sie Bewegungstraining, Medikamente, Patientenschulung, Psychotherapie und physikalische Methoden wie Wärme- und Stoßwellenbehandlungen oder auch elektrische Impulse, die auf Reize und Reflexe wirken. In diesem Kontext handelt das Team, das nicht allein aus Ärzten besteht, sondern auch aus Psycho- und Physiotherapeuten und hoch spezialisierten Pflegekräften, nach der Devise: „Behandle Schmerz mit einem Netz, nicht mit einer Angel.“
Mit Schmerzmitteln vollgepumpt wird keiner im KLT. Im Gegenteil. Menschen, die sich mit Schmerzen plagen, werden angeleitet, ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren und den richtigen Lebensstil zu trainieren – der Einfluss, den das auf das Schmerzempfinden hat, kann enorm sein. Auch bei der Diagnostik steht der Mensch im Mittelpunkt: „Unser Motto lautet ‚Hände statt Röhre‘“, sagt Sandra Unger.
„Wir arbeiten außerdem mit Herz“, versicherte die Ärztin ihren Zuhörern und verteilte, um dies zu unterstreichen, am Ende der Veranstaltung noch Schokoherzen an die Besucher. Dies könnte man durchaus als therapeutische Maßnahme betrachten. Denn positive Emotionen, wissen Schmerzspezialisten wir die KLT-Ärztin, dämpfen das Schmerzempfinden. Ein gutes, tief gehendes Patientengespräch bei der Aufnahme, das die Mediziner „Anamnese“ nennen, sei elementar für die Behandlungsstrategie und liefere mehr Aufschlüsse über Schmerzursachen als bildgebende Verfahren. Denn wenn verhärtete Muskeln oder blockierte Gelenke Schwierigkeiten machen, sieht man das auch nicht im Magnetresonanztomographen (MRT).
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