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Aktuelles

Prof. Dr. Dr. H. Dralle in Tuttlingen: Der Schilddrüsenexperte berichtet über die neuesten Entwicklungen

Im Rahmen der medizinischen Vortragsreihe kam ein besonderer Referent ans Klinikum. Prof. Dralle ist eine prägende Persönlichkeit der deutschen Hochschulmedizin: Ein angesehener Hochschullehrer, der viel Studentinnen und Studenten sowie Ärztinnen und Ärzte ausgebildet und für die Chirurgie begeistert hat, ein bedeutender Forscher, dessen Publikationsliste und wissenschaftlicher Einfluss beeindruckend ist, aber vor allem ein passionierter Arzt der „alten Schule“, für den die Verbindung zwischen Arzt und Patient ein enges persönliches Band aus Vertrauen sowie Verantwortung und keine „Geschäftsbeziehung“ ist.

 

Herr Kravtsunov, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und sein chirurgisches Team haben Prof. Dralle eingeladen und gebeten, über sein Schwerpunktthema die Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie zu berichten. Das tat er auch, nachdem Herr Kravtsunov seinen wichtige Kooperationspartner, Herrn Hebrank, Leiter der Nuklearmedizin, Praxis am Klinikum, vorgestellt und in das Thema eingeführt hat. Es war nicht nur ein Vortrag über die neuesten Entwicklungen, sondern auch ein tiefer Einblick in die Entwicklung von Medizin am Beispiel der Schilddrüsenchirurgie: Ein Einblick in Irrwege und menschliche Größe, Irrtümer einzugestehen und zu korrigieren, in gefestigte Vorgehensweisen, die erst nach 100 Jahren geändert werden, in nach wie vor bestehende Grenzen der Erkenntnis aber auch Innovationskraft und Erfindergeist von Medizinern. Bei alldem steht der Bund zwischen Patient und Arzt im Mittelpunkt: Medizinisches und Ärztliches Handeln, das wird beim Vortrag von Prof. Dralle immer wieder deutlich, ist kein Selbstzweck, sondern muss sich an den Bedarfen und Bedürfnissen der Patienten messen lassen.

 

Prof. Dralle berichtet über die wichtige Rolle der Chirurgie als wirkungsvolle Behandlungsoption bei Schilddrüsenerkrankungen, sei es bei gutartigen Vergrößerungen, bei bösartigen Veränderungen des Gewebes oder entzündlichen Erkrankungen. Eine systematische Diagnostik, eine enge Zusammenarbeit mit Nuklearmedizinern und dem Endokrinologen sowie weiteren Spezialisten ermöglicht dem Patienten eine differenziertes Behandlungsangebot zu machen. Nicht immer ist die Chirurgie die erste oder gar einzige Alternative. Wenn es zur OP kommt, so wird heute die einseitige oder beidseitige, vollständige Entfernung durchgeführt. Belässt man einen kleinen Rest, wie es früher üblich war, so liegt das Risiko einer erneuten, behandlungsbedürftigen Vergrößerung bei etwa 20%. Wird dann erneut operiert, steigt das Risikoprofil deutlich an. Zu den Risiken gehören vor allem die einseitige oder beidseitige Verletzung des Stimmbandnerven, letzteres ist eine sehr schwerwiegende Komplikation, oder die vorübergehende, selten auch dauerhafte, Funktionsbeeinträchtigung der Nebenschilddrüsen mit schwer zu therapierenden Störungen des Kalziumstoffwechsels. Die Substitutionsbehandlung mit Schilddrüsenhormon nach vollständiger Entfernung des Organs ist hingegen auch lebenslang sicher und komplikationsarm möglich.

 

Einen großen Fortschritt bei der Vermeidung von Komplikationen hat die direkte Kontrolle von Nervenschädigungen durch das sogenannte Neuro-Monitoring gebracht, was neben der Verwendung von Lupenbrillen während der Operation heute Standard ist. Es unterstützt nicht nur das Aufsuchen des Stimmbandnerven und dessen Schonung, sollte es zu einer Funktionsstörung kommen, was schon durch Druck oder Zug ausgelöst werden kann, so kann man den Eingriff zunächst auf die betroffene Seite beschränken, um die katastrophalen Folgen einer beidseitigen Verletzung sicher zu vermeiden. Eine gewisse Rolle spielt heute auch die Darstellung der Nebenschilddrüsen durch Fluoreszenz. Ob sich dieses Verfahren so einsetzen lässt, dass es sich langfristig positiv auf den Erhalt der vollen Nebenschilddrüsenfunktion auswirkt, ist derzeit noch offen.

 

Auch bei der Behandlung der entzündlichen Erkrankungen, so Dralle, ist eine individualisierte Therapie anzustreben, die das Alter, das Anschlagen einer medikamentösen Behandlung aber auch das allgemeine Wohlbefinden des Patienten berücksichtigt. Die Behandlung von bösartigen Erkrankungen erwähnt Prof. Dralle nur am Rand. Auch hier sind die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten angewachsen und eine Heilung möglich. Der spannende Vortrag ging in eine Fragerunde über, in der das ein oder andere Thema vertieft werden konnte.

 

Für das KLT ist der Besuch von Prof. Dralle Anerkennung und Motivation zugleich. Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie ist ein Schwerpunkt von Herrn Kravtsunov. Das von Prof. Dralle vorgestellte Vorgehen einschließlich der technisch-apparativen, diagnostischen und therapeutischen Unterstützung durch die Nuklearmedizinische Praxis und andere Kooperationspartner wird hier angeboten und gelebt. Nicht zuletzt kann man aber auch feststellen, dass sich das gesamte Klinikum zu den Werten, für die Prof. Dralle in seinem Vortrag immer wieder geworben hat, bekennt!

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